Projekte - Auffangstationen
Die FedernHilfe e.V. hat sich das Ziel gesetzt dezentrale Auffangstationen für Psittaziden zu errichten. Eine große Herausforderung für unseren jungen Verein, bei der wir uns über die Unterstützung von engagierten Papageienfreunden und Verbänden freuen. Das große Ziel wird in mehreren Schritten realisiert. Kurzfristig schaffen wir 500 Pflegeplätze, mittelfristig steht eine zentrale Erstaufnahmeeinrichtung auf unserer Agenda. Langfristig errichten wir Aufnahmestationen, die pro Jahr 1000 bis 2000 Psittaziden aufnehmen, versorgen und vermitteln werden. Hierfür werden tierheimähnliche Strukturen geschaffen. So können wir gewährleisten, daß die Aufnahme, Unterbringung und Vermittlung der Papageien unabhängig vom Engagement einzelner Personen langfristig funktionieren wird.
Warum neue Strukturen schaffen, wenn es bereits zahlreiche Tierheime und Auffangstationen gibt? Tierheime leisten hervorragende Arbeit, im Bereich der Aufnahme und Vermittlung von Hunden und Katzen. Sie sind auf diese Tierarten ausgerichtet und spezialisiert: sowohl was die baulichen Voraussetzungen, die allgemeinen Abläufe sowie die Ausbildung und Erfahrung der Tierpfleger angeht. Für die Betreuung von Sittichen und Papageien fehlen die nötigen Strukturen jedoch meistens. Der Grund hierfür liegt an den völlig anderen Voraussetzungen, die wir für Psittaziden, im Gegensatz zu Hunden oder Katzen, benötigen. Dies soll in keinster Weise Kritik an der hervorragenden Arbeit unserer Tierheime bedeuten.
Die Zahl der benötigten Pflegeplätze für Psittaziden steht leider im krassen Mißverhältnis zur Zahl der vorhandenen guten Pflegestellen. Das begünstigt die Unterbringung der Pfleglinge in ungeeigneten Einrichtungen. Die Negativbeispiele reichen bis hin zum Animal Hoarding. Neben diesen „schwarzen Schafen“ gibt es auch viel herzerwärmendes Engagement bei privaten Pflegestellen. Sehr professionell und mit viel Liebe und Hingabe werden Papageien aufgenommen, aufgepäppelt und weitervermittelt.
Lassen Sie uns nun einen Blick auf die baulichen Voraussetzungen einer Auffangstation werfen. Für die Unterbringung der unterschiedlichen Sittich-und Papageienarten benötigen wir viel, viel Platz. Ziel ist es den Papageienschwärmen geräumige Innen-und Außenvolieren zu bieten. Das ist die erste Voraussetzung, damit Papageien und Sittiche ihr artgerechtes Sozialverhalten ausleben können. Raum sich zu bewegen, zu fliegen, zum Erkunden und zum Spielen. Aber auch um sich aus dem Weg gehen zu können. Denn hier verhält es sich bei Papagei wie bei uns Menschen: man versteht sich meist besser, ist weniger gestreßt und ausgeglichener, wenn man zusammen etwas erleben kann und dennoch seine Rückzugsbereiche hat, wenn man mal alleine sein möchte. Für die Untersuchung, Behandlung und Quarantäne sind an die Auffangstation angegliederte Praxisräume erforderlich.
Folgendermaßen sehen die unterschiedlichen Stationen aus, die jeder Papagei und jeder Sittich von der Erstaufnahme bis zur Vergesellschaftung mit einem Schwarm durchläuft. Erste Station ist der Eingangscheck durch einen vogelkundigen Tierarzt. Dieser führt neben dem allgemeinen Gesundheitscheck den sogenannten 5-fach Test (PBFD, Polyoma, Chlamydien, Herpes, Borna) durch. Der Test gibt Auskunft darüber, ob der Papagei mit einem dieser 5 gefährlichen Krankheitserreger infiziert ist. Die Tests sind kostspielig, aber extrem wichtig. Nur so kann nachgewiesen werden, ob der gefiederte Neuzugang einen Krankheitserreger in sich trägt oder nicht. Vielleicht sagen sie jetzt „der vogelkundige Tierarzt erkennt doch ob der Papagei krank ist“. Damit haben Sie auch recht, wenn eine Krankheit bereits sichtbar ausgebrochen ist. Unsere Papageien sind als Wild-und Fluchttiere jedoch wahre Meister im Verbergen von Krankheiten. Viele Psittaziden sind Träger schwerer Infektionserkrankungen. Das bedeudet, sie tragen einen Krankheitserreger in sich, ohne selbst daran zu erkranken. Die Krux bei der Sache ist, daß ein infizierter Papagei diesen Krankheitserreger über Gefiederstaub oder Körperflüssigkeiten ausscheidet. Andere Papageien kommen damit in Kontakt und können sich infizieren. Der Krankheitserreger breitet sich unkontrolliert aus. Ganze Bestände laufen Gefahr sich wegen eines ungetesteten Papageis zu infizieren und im schlimmsten Fall zu sterben. „Savety first“ ist bei der Aufnahme von Psittaziden also immer das oberste Gebot. Trotz der zugegebenermaßen hohen Kosten, ist der 5-fach Test bei allen Papageien der FedernHilfe Pflicht.
Nach seiner Untersuchung durch den vogelkundigen Tierarzt kann der Neuankömmling leider noch nicht mit dem vorhandenen Schwarm Papageien vergesellschaftet werden. Eine Quarantäne ist unumgänglich. Neben baulichen Anforderungen bei der Errichtung einer Quarantänestation ist die Erstellung und peinlich genaue Umsetzung von Hygienevorschriften -auch im hektischen Arbeitsalltag-oberstes Gebot.
Aber auch für die infizierten Papageien werden wir sorgen. Auch sie sollen nicht den Rest ihres vielleicht noch langen Lebens in Einsamkeit leben müssen. Diese Papageien werden in Gruppen gehalten, bei denen alle Individuen den gleichen Krankheitserreger in sich tragen. Neben geschultem Personal benötigen wir hier spezielle Volieren, baulich getrennt von den anderen Papageien. Da infizierte Papageien deutlich schwieriger zu vermitteln sind als gesunde, gehen wir hier von einer sehr langen Verweildauer in unserer Einrichtung aus. Entsprechend großzügig müssen die Räumlichkeiten für diese Papageien bemessen sein.
Für die allermeisten Papageien soll die Unterbringung in der Auffangstation jedoch nur eine „Übergangslösung“ bis zu ihrer Vermittlung in gute Hände sein. Finden zwei einsame Papageienherzen zueinander, werden diese natürlich nicht auseinandergerissen, sondern paarweise in ein gutes Leben vermittelt.
Da kein Papageienherz einsam und alleine bleiben sollte werden von der FedernHilfe e.V. auch Verpaarungsstationen unterstützt. Was dahintersteckt und wie es praktisch funktioniert erfahren Sie hier: Papageien-Partner-Vermittlung – SingleTreff für einsame Herzen